16. Dezember 2014 |

Flüchtlingsblog #2 Besuch in der Magdeburgkaserne + Stadtgemeinde Infotermin am 19.12.14

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Von Teresa Arrieta.

Gegensätze schwer erträglich

Heute kam ich mit einer Autoladung voller Sachspenden in die Kaserne. Zu den von der Gemeinde vorgegebenen Abladezeiten herrscht reges Treiben: KlosterneuburgerInnen fahren mit dem Auto in den Innenhof, laden säckeweise Kleider, Spielsachen und Alltagsgegenstände ab. Sie werden von Wachbediensteten (Siwacht, im Auftrag der Kasernen-Betreuungsfirma ORS), in Empfang genommen und in den Tiefen des Verwaltungsgebäudes deponiert. In diese Tiefen dürfen auch einige auserwählte Flüchtlinge vordringen: Sie tragen orangene Leuchtjacken. Sie fürs Mitarbeiten bezahlt, sie brauchen ja etwas zu tun, erklärt der Security. Er spricht mittlweile ein Dutzend Sprachbrocken: Arabisch, aramäisch, rumänisch, serbisch … „Wenn sie langsam sprechen, verstehe ich schon ganz gut, was sie wollen.“  Vorher hat er in Traiskirchen gearbeitet, „dort liegen sie Bett an Bett, sogar die Turnsäle sind voll.“ Aber was soll man machen: Vorarlberg hat seine Quote nicht mal annähernd erfüllt. Und im Burgenland hat eine Gemeinde angeblich eine Kaserne gekauft, nur, um sicherzusein, dass keine Flüchtlinge dort reinkommen. Die Großzügigkeit der Klosterneuburger sei einmalig.

Kindergerangel um Aluroller

Die gespendeten Kleider werden nun gemeinsam mit den mitarbeitenden Flüchtlingen geordnet, nochmals gewaschen und möglichst gerecht verteilt. Ein junger Bursch fragt nach einer Winterjacke: „Morgen, bisschen warten“, heißt es. Vor allem Kinder eilen zu den heranfahrenden Autos und begutachten den Inhalt der Kofferräume. Eine elegante Dame streckt einem kleinen Mädchen einen Plüschhasen entgegen, die Kleine strahlt. Sie trägt Plastikschlapfen ohne Socken – bei 5 Grad Außentemperatur. Ein anderes Auto hat zwei Scooter und ein Laufrad beschert – sofort bricht unter den Kindern wildes Gerangel aus. Aber am frechsten seien die Journalisten, berichtet der Wachebeamte. Sogar die Mauer hätten sie erklommen, um ein paar Bilder zu schießen, die dann teuer an Zeitungen weiterverkauft werden. Fotografieren ist hier verboten. „Es ist alles mit der Politik vermischt“, deutet der Security an. Die Flüchtlinge hätten teils Entsetzliches durchgemacht. Einer habe ihm erzählt, er habe drei Tage lang die Sahara durchwandert und seinen eigenen Urin getrunken. Ein Kosovo-Albaner ist über die ungarische Grenze nach Österreich gelangt, wie er in verständlichem Deutsch erzählt. In seiner Heimat war er Polizist, doch dann habe er drei Kriege miterlebt, heute wird er jede Nacht von Albträumen gequält. „Ich kann ich nicht vergessen“, sagt er und schaut weg.

Zurück in die schöne Welt

Gut eine Stunde habe ich vor dem Flüchtlingsheim verbracht, eisdurchfroren. Danach fahre ich zum Interspar. Dort ist es warm, hell und gepflegt und jeder wird zuvorkommend bedient. Vor dem Supermarkt steht ein Augustin-Zeitungsverkäufer und singt leise, um der Kälte besser standzuhalten. „Meine Finger tun weh“, sagt er, als ich ihm eine Zeitung abkaufe. Ins Geschäft darf er offensichtlich nicht hinein. Er wohnt manchmal im Flüchtlingsheim Greifenstein, manchmal in Wien, erzählt er. Nachdem ich ihm ein bisschen Klimpergeld übergeben habe, flüchte ich in die schöne Kaufwelt, hab ein schlechtes Gewissen und weiß nicht weswegen. Die Armut bleibt vor der Tür, aber das Unbehagen begleitet mich.


 

Aktuelle Infos der Stadtgemeinde vom 15.12.14

Sehr geehrte Damen und Herren!
Sie haben sich mit tollen Ideen, persönlicher Unterstützung, Freiwilligenarbeit, Vorschläge für Projekte, etc., bei der Stadtgemeinde gemeldet. Ich darf Sie nun im Namen der Firma ORS service Gmbh (Betreuung von hilfs- und schutzbedürftigen Fremden), welche die Betreuungsstelle in der Klosterneuburger Magdeburgkaserne leitet, sehr herzlich zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Freiwilligenarbeit mit den Flüchtlingen einladen:

Freitag, 19. Dezember 2014, 14 Uhr, Rathaus, Großer Sitzungssaal im 2. Stock – Rathausplatz 1, 3400 Klosterneuburg

Ziel ist es, die hiesigen Kräfte zu bündeln und Ihre großartige Hilfsbereitschaft zu einem koordinierten Einsatz zu bringen. Wir hoffen auf Ihr zahlreiches Erscheinen!

Freundliche Grüße
Mag. Gabriele Schuh-Edelmann
Stadtgemeinde, Bürgermeisteramt
Rathausplatz 1, 3400 Klosterneuburg
tel 02243 / 444 – 302
fax 02243 / 444 – 202
e-mail schuh-edelmann@klosterneuburg.at
web www.klosterneuburg.at

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