17. Dezember 2014 |

Blog Mobilität: U4 bis hier ist bloß die halbe Wahrheit

Von Johannes Kehrer.

Eine U4 Verlängerung bis Klosterneuburg steigert den Pendlerverkehr

In Wahlkampfzeiten wird wieder laut über eine Verlängerungen der U4 in Richtung Klosterneuburg nachgedacht. Dass es sich hier um ein Projekt mit Kosten in Milliardenhöhe dreht, wird weniger laut hinausposaunt. Dass solche Summen in diesen Zeiten nicht aufzubringen sind, auch nicht. Als Verkehrswissenschaftler bezweifle ich die Sinnhaftigkeit dieses Projektes. Zwischen Nussdorf und Klosterneuburg Weidling wäre mangels Kundenpotenzial kein Halt sinnvoll, womit die U-Bahn dann auf einer Strecke von 4 km mit 80 km/h Systemhöchstgeschwindigkeit verkehren würde. Das ist eine erheblich längere Fahrzeit als die derzeitige S-Bahn.

Mehr Pendlerverkehr aus Tulln droht für klosterneuburg

Das zweite, viel schwerwiegendere Problem ist das mangelnde Fahrgastpotential in Klosterneuburg. Denn gottseidank pendelt nicht jeder Klosterneuburger nach Wien. Selbst wenn wir mit absurden 25.000 Fahrgästen/Tag rechnen, ist das für den Aufwand einer Parallelführung neben der gut ausgebauten ÖBB-Strecke zu wenig. Es hätte außerdem den Effekt, dass Pendler aus dem Tullnerfeld in Klosterneuburg von der S-Bahn in die U4 umsteigen würden: Das würde den Autoverkehr im Stadtzentrum erheblich steigern. Insgesamt wäre ein Massenverkehrsmittel, in dem eine U-Bahngarnitur knapp 1000 Menschen befördern kann und diese in der Stoßzeit im 2 1/2 Minuten Intervall verkehrt, völlig überdimensioniert für das weitgestreute Siedlungsgebiet Klosterneuburg.

Seriöse Information statt Populismus

Die oft zitierte Alternative – Waggons für den kombinierten Verkehr auf U4 und S-Bahn – ist verkehrstechnisch nahezu unmöglich und auch nicht sinnvoll. Abgesehen von den unterschiedlichen Netzspannungen (15.000 Volt bzw. 750 Volt) stellen die unterschiedlichen Bahnsteighöhen ein viel gravierenderes Problem dar, da man zwar auf dem gleichen Gleiskörper, aber nicht in den gleichen Haltestellen verkehren könnte. Als Liste PUK/SAU sind wir zwar Verfechter des Öffi-Verkehrs. Trotzdem ist es uns wichtig, hier nicht in Populismus zu verfallen und die Menschen seriös zu informieren. In diesem Fall müssen wir leider sagen: U4 bis hier ist reine Wahlkampfrhetorik – so gerne gerade wir einen Ausbau des Öffi-Verkehrs unterstützen.

Dipl.Ing. Johannes Kehrer ist seit 2010 mit der Liste SAU im Klosterneuburger Gemeindrat vertreten und kandidiert für die nächsten Wahlen 2015 gemeinsam mit der PUK .

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