Beitrag von Stefan Hehberger
Die Mobilität des Menschen ist ein Grundbedürfnis, das in allen Altersgruppen in entsprechender Form von einer Gesellschaft ermöglicht werden soll.
Unsere Gesellschaft altert zunehmend, und es sind Lösungen und Konzepte gefragt, wie Mobilität ohne soziale Ausgrenzung auch in Klosterneuburg gut organisiert werden kann.
Die nachteiligen Auswirkungen einer vorwiegend auf motorisierten Individualverkehr (PKW-Verkehr) basierenden Mobilität – wie die Verschmutzung der Luft, der Lärm, die zunehmenden Klimaauswirkungen sowie die hohen Kosten der Instandhaltung der Infrastruktur – sind nicht zuletzt in der budgetären Lage der Stadtgemeinde ersichtlich. Schon für 2025 konnte in Klosterneuburg erstmals kein ausgeglichener Finanzhaushalt mehr aufgestellt werden. Daher möchte die PUK in diesem Beitrag die Faktenlage der Bevölkerung näherbringen und Vorschläge aufzeigen, wie es zu möglichen Veränderungen im Bewusstsein unserer Mobilitätswahrnehmung kommen kann.
1. Demografische Ausgangslage in Klosterneuburg (Quelle: Verteilung_Bevölkerung_KLBG.pdf & Wachstum_Bevölkerung_KLBG.pdf)
- Die Bevölkerung wächst stetig – von 25.828 (2011) auf 27.560 (2021) und voraussichtlich 28.152 (2025)
- Der Anteil der über 65-Jährigen beträgt 22,8 % (2021) – deutlich höher als der niederösterreichische Schnitt (20,7 %)
Das Wachstum wird hauptsächlich durch Zuzug (Wanderungsbilanz +12,1 %) getragen, nicht durch eigene Geburten
👉 Das heißt: Viele ältere Menschen bleiben oder ziehen ganz bewusst im Alter nach Klosterneuburg – vermutlich wegen der hohen Lebensqualität, der Nähe zu Wien sowie des Angebots an Altenversorgungseinrichtungen (stellvertretend seien Caritas und die Barmherzigen Brüder genannt).
2. Herausforderungen für ältere Menschen in der Mobilität in Klosterneuburg (aus Mehr_gehen_Mobilität_im_Alter.pdf und allgemein bekannten Mobilitätskonzepten)
- Abnehmende körperliche Mobilität – Unsicherheiten beim Gehen, Stufen, unebene Gehwege und der Höhenunterschied in den drei Tälern (Donau-, Weidling- und Kierlingtal).
- Zunehmende Abhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln – viele Haltestellen liegen zu weit entfernt und schützen nicht vor Regen und Hitze.
- Mangel an barrierefreien Wegen und Sitzmöglichkeiten – Wege ohne Ruhe- und Verweilpunkte wirken abschreckend. Hier ist auch der Mangel an öffentlich zugänglichen WC-Anlagen und eine ausreichende öffentliche Beleuchtung anzusprechen.
- Fehlende Alternativen in Randlagen – außerhalb des Zentrums (z. B. Kierling, Weidling, Höflein, Maria Gugging) sind Angebote oft lückenhaft, speziell nach 21 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen.
- Komplexe Informations- und Bezahlsysteme – ältere Menschen haben Schwierigkeiten mit digitalen Fahrplänen, Ticket-Apps und Fahrkartenautomaten.
3. Notwendige Maßnahmen zur Stärkung der Mobilität
A. Infrastruktur & öffentlicher Raum
- Barrierefreie, sichere Gehwege (keine oder möglichst niedrige Gehsteinkanten, rutschfeste Beläge, bessere Beleuchtung, Handläufe und Geländer).
- Ruhe- und Sitzmöglichkeiten alle 200–300 m auf Hauptwegen ohne direkter Sonneneinstrahlung und mit Regenschutz.
- Querungshilfen & längere Grünphasen an Ampeln, Ausbau von Mittelinseln und breiten Kreuzungsvorziehungen für gute Sichtbeziehungen.
- Nahmobilitätszonen in Zentren (z. B. Stadtplatz, Rathausplatz, Weidling Bahnhof und die Ortszentren) mit Vorrang für Fußgänger und kurze Wege. Keine Spießrutenläufe zwischen parkenden Autos.
B. Öffentlicher Verkehr & ergänzende Mobilität
- Seniorenfreundliche Kleinbusse / Rufbus-Systeme für abgelegene Ortsteile nach dem Beispiel von LISA in Tulln. Keine weiteren Kürzungen oder Abschaffungen vorhandener Stadtbus-Angebote zur Budgetkonsolidierung, wie zu Allerheiligen und Leopoldi 2025.
- Ermäßigungen und einfaches Ticketing (barrierefreie Automaten, keine App-Pflicht).
- „Letzte-Meile-Angebote“: E-Taxis oder ehrenamtliche Fahrdienste, um die Distanz zur Haltestelle zu überbrücken.
- Kooperation mit Carsharing- oder Bürgerbusprojekten, wie sie in kleineren Gemeinden erfolgreich laufen.
C. Stadtplanung & Nahversorgung
- Förderung von durchmischten Wohnquartieren und Generationenhäusern, in denen Nahversorgung, Arzt, Post, Bank und Freizeitangebote zu Fuß erreichbar sind. Keine Raumordnungsverträge, bei denen sich ein Nahversorger jahrelang aussuchen kann, ob, was und wann er diesen erneuert. (Spar in Weidling)
- Seniorengerechte Stadtentwicklung: keine Verlagerung wichtiger Einrichtungen in periphere Gebiete ohne gute Verkehrsanbindung, wie beim Billa Plus in der Schüttau oder dem Interspar in den Weinbergen des Ölbergs.
D. Information & Kommunikation
- Analoge Informationskanäle (Aushänge, Gemeindebriefe, Infohotline) Ausweitung der Gehzeitkarten für Ärzte, Apotheken, Nahversorger, Post, usw.
- Mobilitätsbegleitung – Ehrenamtliche oder geschulte Personen begleiten ältere Menschen bei ersten Fahrten mit Bus/Bahn.
- Schulungen in digitaler Mobilität (z. B. einfache Nutzung von Verkehr-Apps).
4. Zusammenfassung: Was Klosterneuburg konkret braucht
| Handlungsfeld | Maßnahmenbeispiel | Nutzen für ältere Menschen |
|---|---|---|
| Geh- und Aufenthaltsqualität | Mehr Sitzbänke, barrierefreie Wege, Beleuchtung | Sicherheit & Vertrauen beim Gehen |
| ÖPNV-Erreichbarkeit | Rufbus, Shuttle zu Bahnhöfen | Selbstständige Mobilität ohne Auto |
| Barrierefreiheit | Stufenfreie Zugänge, kontrastreiche Markierungen | Zugänglichkeit für alle |
| Soziale Teilhabe | Fahrdienste, Mobilitätsberatung | Vermeidung von Isolation |
| Information & Kommunikation | Leicht verständliche Fahrpläne, Hotline | Niedrigere Einstiegshürden |
Quellenangabe:
VCÖ Aussendung an den STR Hehberger
Wir fordern daher den Gemeinderat von Klosterneuburg auf:
- die selbstständige Mobilität älterer Menschen zu fördern
- die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum zu verbessern
- die soziale Teilhabe durch bessere Erreichbarkeit zu sichern
- die Stadtentwicklung auf demografische Veränderungen abzustimmen