Nun fand das Forum Radverkehr erstmals in der Funktionsperiode des neuen Verkehrsstadtrates Dipl. Ing. Johannes Kehrer statt. Es war sehr erfreulich, einen jungen und engagierten Verkehrsstadtrat am Werk zu erleben, der darüber hinaus ein fundierter Verkehrsexperte ist – er arbeitet als Assistent am „Institut für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und Seilbahnen“ der TU Wien. Trotzdem ist das Forum Radverkehr noch keine vollständige Erfolgsstory, wie diese Sitzung gezeigt hat. Zu viele Probleme sind noch ungelöst. Wir bewegen uns zwar am richtigen Weg – jedoch ist das Tempo zu bemängeln. Wie so oft liegt es am Einsatz der finanziellen Mittel.
Sachverständige mit Erklärungsnotstand beim Forum Radverkehr
Unverständlich sind für mich Stellungnahmen des Amtssachverständigen des Landes NÖ. Im unteren Teil der Hölzlgasse wurde beispielsweise ein Radfahrstreifen zwischen den beiden Abbiegespuren unmittelbar vor der B14 mit einer Radbox vorgeschlagen (siehe Grafik). Eine Radbox ist ein vorgezogener Aufstellbereich vor der Haltelinie, der RadfahrerInnen vorbehalten ist. Damit stehen die RadfahrerInnen bei Rot vor den Autos und können zu Beginn der Grünphase die Kreuzung gefahrenlos überqueren. Gegenwärtig fahren sie im Mischverkehr, dies ist relativ unsicher, ein Radfahrstreifen würde die Sicherheit erhöhen. Vom Amtssachverständigen wurde diese Lösung jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass dies zu gefährlich wäre! Das klingt sehr paradox, da in Wien Radfahrstreifen bei gleich gelagerten Fällen das Mittel der Wahl darstellen. Zusätzlich wurde diese Lösung vom Kuratorium für Verkehrssicherheit vorgeschlagen und als sicher eingestuft.
Unflexible Institutionen rund um Radwege
Ebenso unverständlich ist die Ablehnung eines Mehrzweckstreifens bergauf auf der Türkenschanzstraße durch das Kuratorium für Verkehrssicherheit. Ein solcher würde die Sicherheit der RadfahrerInnen beträchtlich erhöhen, wurde jedoch0 mit der Begründung abgelehnt, dass die Fahrbahnbreite nicht ausreicht und die Straße zu steil ist. Dem zweiten Punkt muss entgegen gehalten werden, dass mit Pedelecs bzw. E-Bikes ein Tempo von 20 km/h einigermaßen problemlos erreicht werden kann. Mein 12-jähriger Sohn fährt beispielsweise mit 25 km/h den Berg hinauf. Zur nicht ausreichenden Fahrbahnbreite: ein Mehrzweckstreifen wird als Notlösung errichtet, gerade falls für einen Radfahrstreifen nicht ausreichend Platz vorhanden ist.
Radständer als Felgenkiller
Auch kann ich nur den Kopf schütteln, wenn vor der Neuen Sprach- und Sportmittelschule in der Langstögergasse Radständer stehen, die unter uns RadlerInnen als „Felgenkiller“ gehandelt werden und keine sichere Absperrung des Fahrrades ermöglichen. Die Schulleitung beurteilt die Bauart jedoch als „ausreichend“ und ist mit der (geringen) Anzahl zufrieden. Gerade in einer Sportschule sollte dem Radfahren aber eine wesentlich höhere Bedeutung zugemessen werden. Vielleicht sollten man sich an der besser ausgestatteten und genutzten Radabstellanlage beim Gymnasium ein Beispiel nehmen.
Stoppschilder nur für RadfahrerInnen
Leider wird alles dem Autoverkehr untergeordnet, diese Rangordnung ist in unseren Köpfen tief verankert. Es wäre beispielsweise undenkbar, dass eine hochrangige Straße auf 300 Metern drei Mal durch Stoppschilder unterbrochen wird, nur um den Anrainerverkehr passieren zu lassen. Auf einem Radstreifen wird dies ohne weiteres akzeptiert. Beispiel gefällig? Der gut frequentierte Radweg entlang der Kierlinger Straße wird zwischen der Elisabethgasse und der Lessinggasse durch drei Stoppschilder unterbrochen, die den auf die B14 zu- und abfahrenden AutofahrerInnen von jeweils nur ein paar Dutzend Häusern den Vorrang einräumen.
Es bleibt noch viel zu tun
Bisher wurden einige – zum Teil auch wesentliche – Verbesserungen (Beschilderungen, Anbringung von Markierungen und Verkehrszeichen, Randsteine absenken, Radständer errichten, Radquerung beim Esslmuseum, zweite Radroute über Feldergasse, Brückenverbreiterung Feldergasse, Anbringung von Spiegeln, Rampe beim Bahnhof Weidling, …) durchgeführt. Den größten Erfolg des Forum Radverkehr stellt wohl die Errichtung eines Radweges auf der Leopoldstraße dar. Was fehlt ist die Aufhebung der Einbahn für RadfahrerInnen an zahlreichen Stellen in Klosterneuburg sowie die fehlende Anbindung des Medek-Viertels und des gesamten Ölberggebietes an die obere Stadt. Hier ist keine sichere Querungshilfe über die B14 vorhanden. Noch viel wichtiger ist die Schaffung einer fahrradfreundlichen Verbindung zum Bahnhof Kierling bzw. zur in Klosterneuburg meist genutzten Radstrecke (Euro-Velo 6 bzw. Donauradweg). Seit Anbeginn des Forum Radverkehr als essentiell erachtet wird auch die Schaffung einer fahrradfreundlichen Verbindung zum Bahnhof Kierling und zum Donauradweg.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Resümee: Es besteht Hoffnung, dass die verkehrstechnisch sinnvollen Maßnahmen innerhalb der Funktionsperiode des Verkehrsstadtrates durchgeführt werden. Immerhin hat auch Bürgermeister Schmuckenschlager anlässlich der Eröffnung des Radweges Leopoldstraße eingeräumt, dass mehr für den Radverkehr getan werden müsste.
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