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Exkursionsbericht St.Pölten zum Thema Regenwassermanagement in der Praxis

Innovatives Regenwassermanagement in der Praxis

Datum: 18. Juni 2024, 9:00-13:00

Teilnehmer:innen: 

Delegation aus Klosterneuburg:

DI Elisabeth Cserny-Gutmann und STR Ing. Stefan Hehberger

Die Gesamtgruppe: mehr als 30 Fachleute aus unterschiedlichen NÖ Gemeinden.

Am 18. Juni 2024 unternahm eine kleine Delegation aus Klosterneuburg eine Exkursion nach St. Pölten, um an der Veranstaltung „Natur im Garten: Regenwassermanagement im urbanen Siedlungsraum“ teilzunehmen. Die Gruppe, darunter der zuständige Stadtrat und Ausschussvorsitzende für Neuerrichtung und Gestaltung von Gemeindestraßen und Sonderbauwerken, Ing. Stefan Hehberger, sowie die Landschaftsplanerin DI Elisabeth Cserny-Gutmann, erhielten wertvolle Einblicke in drei innovative Praxisbeispiele zum Regenwassermanagement:

Was steckt hinter dem Schwammstadt-Prinzip? https://www.schwammstadt.at/

Was ist das Prinzip von DrainGarden®? https://www.zenebio.at/

DrainGarden® – STREET – Zenebio / DrainGarden®

Das Ziel der Schwammstadt ist es, das Niederschlagswasser dort zu speichern, wo es fällt. Ein Großteil kann über „grüne Elemente“ wie Mulden, Baumrigole, Gründächer und -fassaden verdunsten und vor Ort versickern, was wiederum den Abfluss stark reduziert. 

Beim DrainGarden® wird die Bepflanzung in ein Spezialsubstrat gesetzt.

Praxisbeispiel 1: Eisbergsiedlung St. Pölten Süd

Die erste Station unserer Exkursion führte uns zur Eisbergsiedlung im Süden St. Pöltens. Bereits bei der Ankunft war klar, dass diese Siedlung ein Paradebeispiel für das Schwammstadt-Prinzip darstellt. Die Erweiterung der Siedlung konnte nur bewilligt werden, weil der bestehende Regenwasserkanal nicht weiter belastet wurde. Hier war allen Beteiligten bewusst: Das Regenwasser muss dort versickern, wo es fällt.

Den Berg, also den Eisberg, erklommen wir zuerst. Ein beeindruckendes Beispiel, wo Landschaftsarchitektur auf Innovation trifft, wurde uns hier präsentiert. Wir standen auf dem Berg und konnten so das Prinzip des Regenwassermanagement (inkl. Rückhaltefunktion) gepaart mit dem Prinzip der Schwammstadt erklärt bekommen. Aus der Vogelperspektive zu verstehen, was es bedeutet, wenn von Anfang an ein Projekt so durchdacht an den Start geht, das es zukunftsweisend an Themen denkt wie: Regenwassermanagement, Blau-Grüne-Infrastruktur, trockenresistente Bepflanzung etc.

 Hier mehr: 

Grün-blaue Infrastruktur | Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft (springer.com)

Green Market Report Austria – GRÜNSTATTGRAU (gruenstattgrau.at)

Wir erfuhren von der Stadtverwaltung, dass nur die notwendigsten Fahrwege asphaltiert wurden – eine 2,5 Meter breite Fahrspur für Winterdienst und Müllabfuhr. Vor jeder Grundstücksliegenschaft wurde lediglich ein einziger Stellplatz befestigt. Der Rest der Flächen blieb unversiegelt und dient als Versickerungsboden. Zwischen Fahrweg und Grundstücksgrenzen wurden alle Restflächen als Sickerflächen mit Pflanzen und Bäumen angelegt. Dachwässer und Regenwasser, das nicht direkt versickern kann, wird in Bodentanks, Zisternen und Schwimmteichen aufgefangen. Diese Maßnahmen verhindern eine Überlastung der Kanalisation und fördern die lokale Versickerung.

Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass im gesamten Stadtteil Eisberg Süd kein Regenwasserkanal mehr notwendig ist. Alle Grundstücke haben für den Schmutzwasseranschluss eine Drosselfunktion eingebaut bekommen, die unkontrollierte Einleitungen verhindert. Öffentliche Versickerungsflächen werden regelmäßig gewartet und haben in etwa dieselbe finanzielle Bedeckung wie ein traditioneller Regenwasserkanal.

Und spannend am Rande: Ein Teil der Bepflanzung wurde in das DrainGarden® Substrat gepflanzt und wächst und gedeiht hervorragend. Wenn Sie neugierig auf den Unterschied sind, fahren Sie doch zu diesem schönen Projekt und beurteilen Sie selbst. 

 

Praxisbeispiel 2: Parkplatz der HTL St. Pölten

Unsere nächste Station war der Parkplatz der HTL St. Pölten, ein weiteres faszinierendes Beispiel für effektives Regenwassermanagement. Der Parkplatz hatte in der Vergangenheit oft mit Entwässerungsproblemen zu kämpfen, insbesondere bei Starkregen.

Hier wurden zwischen den Parkreihen 1,5 Meter breite und 2,5 Meter tiefe Streifen ausgehoben und mit dem DrainGarden® Substrat befüllt. Danach erfolgte die Bepflanzung. Der nun begrünte Parkplatz beschattet die parkenden Autos und kann gleichzeitig die Wassermengen der versiegelten Flächen aufnehmen, filtern und in gespeicherter Form an die Pflanzen weitergeben. Diese Umsetzung war kostengünstig und effektiv.

Zusätzlich wurden Dachflächen der HTL mit einer Dachbegrünung versehen. Auch hier wird Wasser gespeichert und es kommt zu einem Kühleffekt!

Ein Mitarbeiter der HTL erklärte, dass diese Maßnahmen nicht nur die Entwässerungsprobleme (regelmäßige Überflutungen in den Kellern bei Starkregenereignissen) gelöst haben, sondern auch das Mikroklima auf dem Parkplatz deutlich verbessert wurde. Die neu gepflanzten Bäume und Pflanzen tragen zur Kühlung bei und schaffen eine angenehme Umgebung und bessere Aufenthaltsqualität für die Schülerinnen und Schüler. Ein Paradebeispiel wie der Happyland- Parkplatz saniert werden könnte.

 

Praxisbeispiel 3: Grüner Gürtel von St. Pölten

Unsere letzte Station führte uns zu einem Teilstück des grünen Gürtels rund um die Innenstadt von St. Pölten. Diese ehemals als Parkfläche und Gehsteig genutzte Fläche wurde in eine Grün-Oase mit Aufenthalts- und Verweilangeboten umgestaltet. Dabei mussten mehrere Parkplätze weichen.

Es ist ein Beispiel für eine moderne Landschaftsarchitektur mitten in der Stadt: es wurden Stadtfreiräume geschaffen, Aufenthaltsorte für die Bevölkerung des Quartiers und ein Anreiz für die Nutzung der aktiven Mobilität (Radfahren und zu Fuß gehen) geschaffen. Die Bäume sind momentan noch klein und die Sitzgelegenheiten deshalb zum Teil ohne Beschattung. Für Jugendliche, hatten wir den Eindruck, ist es wohl zu offen gestaltet.
Die verbleibende Fahrspur wurde als Radstraße ausgewiesen, und ein breiter Gehweg sowie zahlreiche Grünflächen dienen nun als lokale Versickerungsflächen für Regenwasser. Obwohl herkömmliche Regen-Einlaufgitter vorhanden sind, haben sie nun eine andere Funktion: Sie leiten das Wasser in das DrainGarden® Substrat, um die Versickerung zu fördern.

Wir konnten beobachten, wie die neuen Grünflächen die Stadtlandschaft bereichern und gleichzeitig wichtige ökologische Funktionen erfüllen. Diese Maßnahmen tragen zur Reduzierung von urbanen Hitzeinseln bei und fördern die Biodiversität.

Erfahrungsberichte der Delegation
DI Elisabeth Cserny-Gutmann:
„Die Weiterbildung bei GrünstattGrau im Dezember 2023 hat mir schon viele neue Perspektiven eröffnet, und mich immer weiter in dieses so zukunftsweisende Thema zu vertiefen, macht mir Freude, so auch bei dieser Exkursion. Besonders beeindruckend fand ich die einfache und doch effektive Umsetzung der DrainGarden® Systeme. Solche Technologien können auch Kindern und Jugendlichen durch anschauliche Experimente nahegebracht werden, wie ich sie in Workshops und Schulstunden zum Thema Dach- und Vertikalbegrünung, so wie Regenwassermanagement abhalte. Die Prinzipien sind so einfach, dass die Kinder oft schmunzeln müssen, wenn sie es verstanden haben. Hier möchte ich mich weiter engagieren.

Ing. Stefan Hehberger:
„Die Praxisbeispiele in St. Pölten haben deutlich gezeigt, wie politische Willensbildung, solide Planung und finanzielle Umsetzung Hand in Hand gehen müssen, um solche nachhaltigen Projekte erfolgreich zu realisieren. Es war faszinierend zu sehen, wie alle Beteiligten, von den Anwohner:innen und Betroffenen bis zur Verwaltung der Stadt und der Politik, in die Projekte eingebunden waren. Diese Exkursion hat uns wertvolle Einblicke und viele neue Ideen für zukünftige Projekte in Klosterneuburg gegeben. Im Grunde ist es nach der Willensbildung und der Planung nur eine Umverteilung von Finanzmitteln der Stadt vom Kanalbau (Tiefbau) in die Grünraumgestaltung. Mehrfach wurde erklärt, solche Grünflächen sind technische Anlagen, diese brauchen auch eine fortlaufende Wartung und das entsprechende Fachwissen bei der Betreuung dieser “grünen Lunge”. Das ist in St. Pölten schon gelungen!

Fazit
Die Exkursion nach St. Pölten bot wertvolle Einblicke in innovative Regenwassermanagementsysteme und inspirierte die Teilnehmer:innen, ähnliche nachhaltige Projekte in ihren eigenen Gemeinden umzusetzen. Die gewonnenen Erkenntnisse und Eindrücke könnten dazu beitragen, Klosterneuburg noch grüner und lebenswerter zu gestalten. Die Anzahl der heurigen Hitzetage und die ungeheuren Verwüstungen durch Starkregen in Österreich sollten uns Warnung genug sein, jetzt endlich in die Gänge zu kommen.

Ein großes Dankeschön an die Veranstalter und das Organisationsteam rund um Natur im Garten und Henninger & Partner sowie Zenebio. Auch danken wollen wir Arcadia und ermöglicht und damit auch unseren Dank an die EU, da co-finanziert.

Detailunterlagen zur Eisbergsiedlung:

Regenwassermanagement_St_Poelten_2024_Präsentation

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