Die Monopolisierung des Komposts durch die Stadtregierung und ihre Folgen
Von Gemeinderat Ing. Stefan Hehberger
Schon seit vielen Jahre klagen die BürgerInnen von Klosterneuburg über Stress am Recyclinghof – auch beim letzten „Bürgermeister im Ort und offen gesagt in Weidling“ im Mai war das Thema. An einem Samstag zum Recyclinghof zu fahren, bedeutet Stress, denn es scheint als ob ganz Klosterneuburg noch vor 14 Uhr dorthin hetzen müsste. Daraus resultiert ein verstopfter Kreisverkehr, kaum Park- oder Entladeplatz innerhalb des Hofes, chaotisches Herumfuhrwerken vor den Grünschnitt- und Kompostboxen.
Müllentsorgung braucht ihre Zeit
Warum müssen alle gleichzeitig kommen und warum können sich die verschiedenen Altersgruppen je nach Berufstätigkeit nicht andere Wochentage zur Entsorgung aussuchen? Diese Frage stellte sich auch der Bürgermeister vor versammelten BürgerInnen. Der Vorschlag der Bevölkerung lautete an jenem Abend: die Öffnungszeiten ausweiten. „Das geht nicht, denn wir bekommen die Mengen an unterschiedlichen Müll nicht schnell genug vom Recyclinghof“, lautet die Antwort des Bürgermeisters. Dazu muss auch noch der Montag für BürgerInnenanlieferungen geschlossen werden – offenbar um wieder Ordnung herzustellen.
Kommunale Kompostierungswut
Doch diese Situation hat die ÖVP Stadtregierung selbst hervorgerufen! Sie hat die Kompostierung monopolisiert! Denn früher hatte, wer selbst kompostieren wollte und konnte, bis vor wenigen Jahren die Möglichkeit, sich von der grünen Biotonne und der damit verbundenen Gemeindeabholung abzumelden. Man lukrierte sogar eine kleine Anerkennungsgutschrift für diese Leistung der Eigenkompostierung. Doch das hat die ÖVP abgestellt. Zu verlockend war wohl die Einnahmequelle der Müllentsorgung auch für Biomüll.
Gedränge bei der Grünabladestelle
Dabei wurde übersehen, dass die Leute dann vermehrt ihre eigenen Komposthaufen auf Eigengrund auflassen. Dadurch müssen die Müllfahrzeuge häufiger durch das Gemeindegebiet fahren. Somit hat diese Stadtregierung ein neues Verkehrs-und Kostenproblem der Müllentsorgung generiert. Denn nun fallen viele zusätzliche Privatanlieferung zum Recyclinghof an, sowie am Mistplatz enormer Platzbedarf für die Grünabfälle mit dementsprechenden Staus am engen Gelände.
Besteht Hoffnung?
Nun hat der Stadtbaudirektor Stv. Neubauer eine automatische Grünschnittübernahmeanlage mit längeren Öffnungszeiten im nächsten Halbjahr angekündigt. Wo diese untergebracht werden wird und wie die Öffnungs- und Übernahmezeiten aussehen, ist ungewiss.
Kompost im eigenen Garten bietet Tieren Unterschlupf
Früher hat man dieses Problem mit Hausverstand gelöst: Die BürgerInnen pflegten ihre eigenen Komposthaufen im Garten. Das verursachte natürlich einen gewissen Aufwand sowie hin und wieder ein Düfterl Natur. Aber dieser Platz im Garten hat einer Reihe von Lebewesen Unterschlupf, Sicherheit und eine Überwinterungsmöglichkeit geboten. So hatten viele Menschen auf kurzem Weg und ohne zusätzlichen Verkehr zu verursachen ihren gesunden Kompost im Garten.
Gemeinde lenkt ihre BürgerInnen in den Stau
Ja, Herr Bürgermeister so hat das über viele Jahre gut und im natürlich geschlossenen Kreislauf funktioniert! Leider geht nun unter Klosterneuburgs GartenbesitzerInnen auch das Wissen verloren, wie man selbst richtig kompostiert. Ich plädiere dafür, dass die Stadtgemeinde zu dieser bewährten Lösung zurückkehrt, die Eigenkompostierung zu fördern. So, wie es jetzt geregelt ist, lenkt man die Menschen weg von der nachhaltigen Gartenarbeit und hin in den samstäglichen Verkehrsstau zum Reclinghof oder in die zu bezahlende kommunale Biotonne vorm Haus. Ich persönlich habe mich diesem Druck nie gebeugt und kompostiere weiterhin gerne selbst, aber ich fürchte, ich werde immer mehr zur raren Ausnahme.
Die PUK fordert daher die Stadtgemeinde auf, die BürgerInnen wieder zur Eigenkompostierung anzuhalten. Nachhaltigkeit, Ökologie und Vernunft müssen wichtiger sein als Gewinnstreben.
Weiterführende Information:
https://www.gartentipps.com/komposthaufen-anlegen-meine-tipps.html