PUK Sprecherin Teresa Arrieta fordert mehr Verständnis für seelische Not
Wenn in der NÖN durch SPÖ Stadtrat Karl Schmid nun wieder der Ruf nach mehr Securities für Greifenstein laut wird, dann heißt das: die Jugendlichen im Heim in Greifenstein werden vorwiegend als Sicherheitsrisiko oder als Kontrollobjekte gesehen. Doch Sicherheit gibt es nur dort, wo junge labile Menschen ausreichend versorgt werden, seelisch ebenso wie pädagogisch. „Diese Jugendlichen sind keine Kriminellen, sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen, außer, dass sie aus einem gefahrvollen Leben geflohen sind. Trotzdem werden sie nun mit Misstrauen behandelt, obwohl sie dringend Zuwendung sowie integrative Maßnahmen benötigen. Diese neue Feindbild-Mentalität ist schädlich für ihre Entwicklung und für das harmonische Zusammenleben mit der Bevölkerung“, sagt PUK-Sprecherin Teresa Arrieta. So war es nicht immer: 10 Jahre lang gab es in Greifenstein ein problemloses Zusammenleben und erfolgreiche soziale und kulturelle Aktivitäten mit dem örtlichen Verein „Grenzenlos“ – doch von der neuen Regierung wurden schutzsuchende Menschen zu Sündenböcken aufgebaut.
Jugendliche brauchen Zuwendung
Gegen Disziplin und geregelte Tagesabläufe ist nichts einzuwenden. Ausschlaggebend sind aber die einfühlsame Haltung und ausreichend Bildungs- und Freizeitangebote in guter Qualität. Dringend nötig sei daher in Greifenstein eine Aufstockung von sozialpädagogisch und psychologisch professionell ausgebildetem Personal – derzeit sind nämlich oft nur 1-2 Betreuer für bis zu 48 Jugendliche da – sowie ein umfassendes Betreuungskonzept, das dann auch wirklich umgesetzt wird, damit die Jugendlichen gute Ausbildungen erreichen: „Das ist in unser aller Interesse“, so Arrieta. Die Auflagen und Betreuungsstandards für minderjährige Jugendliche in Österreich seien eigentlich hoch und es gebe zahlreiche best practice Beispiele, wie so ein Heim geführt werden sollte, vor allem in Wien. Doch in Niederösterreich müssen Ehrenamtliche zusätzliche Lernhilfen, ergänzende Deutschkurse und Freizeitangebote abdecken. Außerdem belastend: Landesrat Waldhäusl schiebt jugendliche Geflüchtete, die sich in psychischen Ausnahmesituationen befinden, rücksichtslos in ganz Niederösterreich herum, wie auch das Beispiel von St. Gabriel zeigt.
Es regiert die Gleichgültigkeit
In einem aktuellen Kurier-Bericht zu St. Gabriel
https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/trauma-bei-fluechtlingen-ritzen-steht-auf-der-tagesordnung/400395479 beklagt daher eine Insiderin aus dem psychologischen Betreuungsbereich Niederösterreichs, dass das ohnehin geringe Verständnis für seelische Not in unserem Bundesland seit Waldhäusl völligem Desinteresse gewichen sei. Trotzdem hat Landeshauptfrau Mikl-Leitner dem Büro Waldhäusl im Jänner sämtliche Agenden zur Koordination der Flüchtlinge übertragen. „Im Sinne jener MitbürgerInnen, die sich Sorgen um die Sicherheit machen, ist umso mehr professionelle Zuwendung einzufordern, um Krisen rechtzeitig zu erkennen und einem Sicherheitsrisiko vorzubeugen. Das oftmals extrem patriarchale Frauenbild, das in den Köpfen dieser Jugendlichen kulturell verankert ist, wird sich nur durch intensive pädagogische Arbeit verändern, nicht durch Isolation.“ Daher benötigen die Jugendlichen von Greifenstein nicht bloß Verwaltung und Bewachung, sondern Betreuung mit ausreichend Personalaufwand, denn sie werden bald Teil unserer Gesellschaft sein und sollen sich positiv einbringen – die vielen afghanischen Lehrlinge zeigen, dass es möglich ist und dass sie dringend gebraucht werden. Aber die niederösterreichischen Behörden müssen zu einer solchen positiven Persönlichkeitsentwicklung ausreichend beitragen – derzeit ist das nicht der Fall“, schließt Arrieta.
Weiterlesen: Blog von Teresa Arrieta: Jugendliche zwischen allen Stühlen