Ab Mitte August wird unsere Stadtgemeinde mit dem Unternehmen „Lime“ den Verleih von E-Scootern und E-Bikes anbieten. Während Wien und andere Großstädte aufgrund vieler Probleme den Verleih von E-Fahrzeugen stark reduziert und reglementiert haben, soll diese Mobilitäts-Form in Klosterneuburg großflächig ausgerollt werden.
Diese von der Stadtgemeinde gepriesene Erweiterung des Mikro-Mobilitätsangebots (die Höhe der Verleih-Gebühren ist noch unbekannt) soll als Alternative zum Auto den Mobilitäts-Mix für die „erste und letzte Meile“ zwischen Wohnort, Bahnhof, Buslinie oder Arbeitsplatz verbessern. Was zunächst gut klingt, entpuppt sich bei genauerer Analyse als fragwürdiges und – seitens der Stadtregierung – wenig durchdachtes Konzept.
Anstatt wie in Tulln https://www.lisa-tulln.at/ oder Korneuburg https://www.korneuburg.gv.at/Stadt/Wissenswertes/Mobilitaet mit aktiver Beteiligung der Bevölkerung ein umfassendes und langfristiges Mobilitätsangebot zu schaffen, das die Bedürfnisse ALLER Menschen berücksichtigt und im Einklang mit der vorhandenen Verkehrs-Infrastruktur steht, stellt uns unsere Stadtregierung – einmal mehr – vor vollendete Tatsachen. Durch einen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vereinbarten Deal mit einem profit-orientierten internationalen Unternehmen, das seine Preise noch gar nicht bekanntgegeben hat.
Das mit „Lime“ vereinbarte Mobilitäts-Modell wir nur von Menschen benutzbar sein, die mutig und fit genug sind, sich in den ungleichen Kampf mit dem SUV-dominierten Klosterneuburger Straßenverkehr zu werfen, und die es sich leisten können, die angebotenen E-Fahrzeuge anzumieten. Ältere Personen, Menschen mit Beeinträchtigung und sozial Schwächere in Randlagen unserer Stadt werden weiter ohne Alternative zurückgelassen. Das widerspricht nicht nur den Prinzipien einer solidarischen und ethischen Gesellschaft, sondern auch dem Leitsatz „Niemand darf zurückgelassen werden“ (LNOB) der globalen Agenda 2030 und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs).
Statistiken quer durch Europa zeigen mittlerweile, dass Menschen nur dann vermehrt vom privaten PKW auf Leih-E-Scooter und Leih-E-Bikes umsteigen, wenn die Stadtplanung für weiträumige und lückenlose Netze von breiten und sicheren Radwegen sorgt. Gleichzeitig muss der Raum und die Bevorzugung für Autos deutlich eingeschränkt werden, durch verstärkte Parkraumbewirtschaftung, höhere Steuern und weitere Reduktion der erlaubten Geschwindigkeit im städtischen Raum. Letztendlich sagen auch Verkehrsexperten: Wenn E-Bikes, E-Scooter und konventionelle Fahrräder mehr Platz, und Autos entsprechend weniger Platz hätten, wäre die Situation auch für Fußgänger besser und sicherer.
In Ermangelung von Mikro-ÖV Angeboten wie dem LISA in Tulln oder einem integralen Mobilitäts-Konzept wie in Korneuburg, lebt in Klosterneuburg die Hoffnung, dass der neue Vorsitzende des Verkehrs-Ausschusses, Stadtrat Karl Schmid-Wilches (SPÖ), über sein Argument, dass das „Lime“-Modell „für die Stadt Klosterneuburg keine Verantwortung beinhaltet und auch keine nennenswerten Kosten verursacht“ noch einmal gut nachdenkt. Er trägt nämlich, zusammen mit unserem Bürgermeister und anderen Mitgliedern der Stadtregierung, die zentrale Verantwortung, endlich ein Wegenetz für sanfte Mobilität zu schaffen, das die „letzte Meile“ nicht nur für alle FußgängerInnen und RadfahrerInnen, sondern auch für die NutzerInnen von hunderten neuen Leih-E-Scootern und Leih-E-Bikes möglichst sicher und bequem macht.
Das wird nicht nur essenziell für den Erfolg dieses neuen Mobilitäts-Angebots sein, sondern vor allem dafür, Leib und Leben von schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen zu schützen und die Verkehrswende für ein gesundes, lebenswertes und klimafittes Klosterneuburg zu schaffen.
Die PUK bleibt jedenfalls dran an diesem für Klosterneuburg so wichtigen Thema!