20. Februar 2015 |

Zum Tod von PUK-Unterstützer Dieter Armerding: Ein Leben voll Kompromisslosigkeit und Engagement

dieter amerding

Dr. Dieter Armerding ist am 16.2.2015 verstorben, unerwartet acht Tage nach einer schweren Operation mit vielen Komplikationen. Seit 1976 ist Dieter Armerding „Neo-Höfleiner“ – mit Unterbrechungen – seit 1999 allerdings ständig. Mit Dieter Armerding verliert nicht nur seine Gattin Heidi Rossiter ihren Ehemann – sondern die PUK und die ganze Naturschutzbewegung einen überragenden Biologen mit einigen ganz seltenen Spezialgebieten (z.B. heimische Orchideen). Als Wissenschaftler war er ein angesehener Genetiker und Immunologe, aber schon immer erweitert um das breite Gebiet der Pflanzenökologie.

Geboren 1941 in Posen (heute Polen) flüchtet die Familie 1944 vor den Russen nach Berlin, um dann 1957 nach Düsseldorf zu übersiedeln. Bereits in den Jahren der Pubertät nimmt die Biologie einen zentralen Raum ein – nicht nur zur Freude seiner Familie. Er schließt sein Studium in Düsseldorf und Köln ab. Nach Jahren in der deutschen Akademia übersiedelt er 1972 auf eine Post-doc-Stelle in Boston (MA, USA) und arbeitet für den Nobelpreisträger Baruj Benacerraf. Ab 1976 zieht er nach Wien und übernimmt die Stelle eines Laborleiters am Sandoz-Forschungsinstitut in Wien, wo er auch seine jetzige Frau kennenlernt. 1994 bis 1999 folgt ein zweiter Aufenthalt in den USA an der Harvard Medical School, mit dem er sein aktives Berufsleben beendet.

Sehr wesentlich war sein jahrelanger unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz für den Naturschutz in der Ostregion Österreichs. Sein „Unruhezustand“ dauerte bis zu seinem Ableben. Er war Mitbegründer der „Wienerwaldkonferenz“, die vor allem zum Ziel hatte, die Folgen der jahrzehntelangen Zersiedelung dieses Natur- und Kulturraumes abzufedern. Enge Zusammenarbeit mit den Bundesforsten, die in der Folge die Bewirtschaftung des Waldes auf nachhaltige Praktiken umstellte. Etliche Wienerwald-Wiesen wurden unter Schutz gestellt, um extrem bedrohte Flora und Fauna vor dem Aussterben zu schützen. Intensive Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Donau-Auen, Aufbau eines systematischen Pflanzenmonitorings. Er war Gründer des Österreichischen Orchideennetzwerks. Ab 2006 findet ein lückenloses Monitoring der heimischen Orchideen im Wiener Umland statt.

Er unternahm umfangreiche Vortragstätigkeit in vielen Wienerwaldgemeinden, zu denen natürlich auch Wien und Klosterneuburg zählen. In dieser Vortragstätigkeit verwendete Dieter Armerding innovative Techniken von Multimedia-Shows, und schleppte bis zu acht Projektoren, Leinwände und Stereoanlagen von Vortragsort zu Vortragsort. Die Qualität seiner Vorträge und der fotographischen Arbeiten sind Legende. Seit 2004 zahlreiche Publikationen auf dem Gebiet des Naturschutzes, Mitherausgabe der „Bioskop-Austrian Biologists’ Association Zeitschrift“. Seine Publikationen und Expertisen waren von nicht zu übertreffender Klarheit, der sich teilweise knirschenden Zahnes auch manche Verantwortliche beugen mussten, die die Ergebnisse lieber anders gehabt hätten. Ein Beispiel ist auch seine Expertise über die Wienerwaldwiese um den Weißen Hof, die einem Golfplatz hätte weichen sollen, die er gemeinsam mit dem Schmetterlingsforscher Andreas Pospisil kartiert hatte.

Den Natur- und Umweltschutz hat Dieter Armerding mit der gleichen wissenschaftlichen Akribie betrieben wie seine Arbeit in der Forschung. Sein kompromissloser und radikaler Einsatz für die Belange des Naturschutzes hat ihm allerdings nicht nur Freunde gebracht, aber vielleicht auch gerade deshalb ein sehr hohes Maß an Anerkennung in der wissenschaftlich-ökologischen Bewegung und bei Nicht-Regierungsorganisationen. Die PUK (Plattform Unser Klosterneuburg) mit Heidi trauert um diesen Verlust.

Bernd Schweeger

BM Häupl

Nach oben scrollen