8. Dezember 2014 |

Flüchtlingsblog #1 – Klosterneuburg hilft, ein ermutigender Abend

Von Teresa Arrieta.
36 Mitglieder hat die Facebook Gruppe „Gegen Flüchtlinge in Klosterneuburg„, das letzte einsame Posting stammt von Mitte November. Hingegen zählt „Klosterneuburg hilft“ stolze 184 Mitglieder und wächst täglich. Ich bin stolz auf die KlosterneuburgerInnen und kann mir hämische Schadenfreude in Richtung FPÖ nicht verkneifen. Wahltaktik auf Kosten von Flüchtlingen, dieses Kalkül ging daneben. Das hat auch unser „Flüchtlinge unterstützen – aber wie?“ Abend am 4.Dezember gezeigt. Rund 30 Menschen waren erschienen, von SchülerInnen des Klosterneuburger Gymnasiums bis zu älteren Menschen und auch eine syrische Studentin war extra aus Wien angereist.

Gekommen ist Sabine Gösker, Initiatorin von „Klosterneuburg hilft“  ebenso wie Almut Etz von „Altmünster für Menschen“, einer oberösterreichischen Bürgergruppe – in die kleine Gemeinde wurden vor zwei Jahren überraschend rund 50 Flüchtlinge einquartiert, die seither von einer großen Gruppe an Freiwilligen mit Deutschkursen und Begleitung bei Amtswegen unterstützt werden. (ORF Bericht 30.11.14)
Gekommen sind ebenso Marianne Haider, Leiterin des ÖJAB Flüchtlingsheimes Greifenstein sowie Wolfgang und Guni Zeppelzauer vom ST.Andrä-Wördener Verein „Grenzenlos“, die die Asylwerber des Heims seit vielen Jahren unterstützen – mit gemeinsamem Kochen, Sport und Deutschkursen.

Konfliktpotenzial vermeiden

Sie alle schilderten fernab von Sozialromantik ihre Erfahrungen und gaben Tipps, wie man Flüchtlinge kompetent unterstützt. Wie man Konfliktpotenzial wie Müll oder Lärm vermeidet, welche Angebote von Flüchtlingen gerne angenommen werden „Am wichtigsten sind Deutschkurse und Möglichkeiten des Geldverdienens, da Flüchtlinge keine Arbeitserlaubnis erhalten und zum Nichtstun verdammt sind“, klärte Wolfgang Zeppelzauer von „Grenzenlos“ auf. Marianne Haider vom ÖJAB informierte auch darüber, wie wenig Geld für Flüchtlinge monatlich zur Verfügung steht: „Tagsatz 17-19 EUR für das betreuende Heim, Taschengeld 40 EUR monatlich auf die Hand“, so Haider. Sie äußerte Zweifel daran, dass die Flüchtlinge im neuen „Verteilungszentrum Magdeburgkaserne“ wirklich nur durchschnittlich 25 Tage bleiben werden, wie von der Gemeinde geplant, „denn österreichweit herrscht ein akuter Mangel an Quartieren, wo also sollen die Menschen hin?“, fragte sich Haider.

Mehr Infos von der Gemeinde gewünscht

Die am Donnerstag Abend zusammengekommene rund 30köpfige Gruppe war voll des Tatendrangs und hat eine Liste mit Fragen zusammengestellt, denn bisher fühlt man sich von der Gemeinde zu wenig informiert.

– Können Freiwillige hinein in die Kaserne (zB um Deutschunterricht oder sonstige Angebote zu geben)?
– Gibt es Dolmetscher?
– Gibt es in der Kaserne einen Begegnungsraum für gemeinsame Aktivitäten wie Deutschkurse? Einen Lagerraum für Sachspenden?
– Können die Flüchtlinge auswärts Deutschunterricht oder Sportangebote besuchen?
– Wie wird der Einsatz der verschiedenen Hilfsgruppen koordiniert, was sind die von der Gemeinde geplanten Strukturen?

 Nächste Schritte, die von der Gruppe vereinbart wurden:
  1. Erste Lieferung Sachspenden abgeben (von Gemeinde angebotener Termin: Dienstag Vormittag)
  2. Koordinationstermin mit der Gemeinde vereinbaren
  3. Die ersten Flüchtlinge willkommen heißen
  4. Vermittlung von konkreten Hilfsangeboten (z.B. Deutschkurse, Musik- und Sportangebote,…)
  5. Organisationsstruktur der Gruppe ‚Klosterneuburg hilft‘ festigen

Nächste Woche wird es mir als Mitkoordinatorin von „Klosterneuburg hilft“ hoffentlich gelingen, diese Fragen mit der Gemeinde zu klären. Mich hat bewegt, was eine ca. 40jährige Frau am Ende dieses schwungvollen Abends sagte: „Es ist ermutigend und berührend, dass in Klosterneuburg, einer Stadt mit vielen wohlhabenden Menschen, die Zivilbevölkerung eine starke Stimme erhebt.“

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Aktuelle Infos vom 9.Dez von Sabine Gösker, Initiatorin „Klosterneuburg hilft“

Heute haben wir Sachspenden in der Kaserne abgegeben.
– Hilfslieferungen / Sachspenden können jederzeit abgegeben werden. Es kommt auch sehr viel. Wer das Auto voll hat wird auf das Gelände gelassen, das Wachpersonal hilft beim Entladen, die Kaserne darf noch nicht betreten werden.
– Bitte zu beachten: Auf dem Kasernenareal ist fotografieren grundsätzlich untersagt, das hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun.
– Sachspenden, die noch benötigt werden:

  • Kinderwägen
  • Schuhe und Hausschuhe
  • Bälle
  • Musikinstrumente (mit moderater Lautstärke)
  • KEINE Süßigkeiten direkt übergeben – die müssen zentral bei Frau Hammerl oder Frau Wamprechtshammer abgegeben werden.

Einige wenige der Flüchtlinge sprechen Deutsch, andere Englisch. Viele haben im Vorbeilaufen ‚Danke‘, ‚Thank you‘ oder ‚Shokran‘ gesagt. Die Hilfsbereitschaft wird durchaus registriert. Wir waren teils umringt, die Flüchtlinge haben natürlich auch ein Informationsbedürfnis, und möchten alles wissen, was sich so tut.

In dieser und der nächsten Woche sind die ORS Helfer vor Ort (Anm. Teresa Arrieta: Diese Firma ist für Sicherheit u Betreuung zuständig) noch vollauf damit beschäftigt, die Spenden koordiniert weiterzugeben. Es ist besser, wenn man alles in verschlossenen, undurchsichtigen Sackerln oder Kisten abgibt, ich konnte beobachten, wie ein Junge sofort Spielsachen für sich aus einer Tüte ziehen wollte. Verständlich, aber sehr schwierig.
Die geordnete, und möglichst gerechte Verteilung der Dinge braucht ihre Zeit. Der Mitarbeiter der ORS bat uns darum, die weiteren Instruktionen bezüglich der Sozialhilfe (Unterricht, Aktivitäten, Beschäftigungen) abzuwarten.

Das Angebot aus der Klosterneuburger Bevölkerung sei beispiellos großzügig.

Vor allem deshalb bedarf es genauer Koordination.  Es stehen in jedem Fall Räumlichkeiten zur Verfügung, auch Tische und Stühle sind dort. Es werden noch Listen erstellt, falls etwas gebraucht wird, und dieses dann kommuniziert. Einige geschulte Mitarbeiter werden eintreffen. Ich sagte dem Herrn, dass mich über diese Plattform ja sehr viele Angebote erreichen, die Leute informiert werden möchten und bitte auch sollen.
Ich habe dann auf seine Bitte hin Frau Hammerl im Rathaus angerufen:

Sie hat eine lange Liste von Namen und Aktivitäten, nicht nur von ‚Klosterneuburg hilft‘, und wird diese wahrscheinlich an das BMI weiterleiten, das ist die Dame, die vor Ort in der Kaserne ist. Das wird in der kommenden Woche geschehen, und dort wird auch entschieden, wie die Angebote umgesetzt werden, eine Einladung zu einem Meeting wird dann (hoffentlich) über einen Verteiler ergehen. ‚Stundenpläne‘ und Einsätze der Gemeindemitglieder wird es aller Voraussicht nach erst ab Jänner geben.

Wie gesagt, Sachspenden werden diese und nächste Woche immer angenommen.


Aktuelle Infos vom 8. Dez von Sabine Gösker:

Ich war heute in der Kaserne da ich mehrere Autos voller Sachen hatte. Ein sehr freundlicher Wachmann hat mich reingelassen und mit mir zusammen Säcke und Kartons reingetragen. Die Kaserne ist bereits so gut wie voll besetzt mit den Flüchtlingen, darunter seiner Schätzung nach etwa 20 Babies und Kleinkinder, genauer konnte er es mir nicht sagen. Aber es kommen taglich Spenden an, täglich jedoch auch Leute, die gegen den Aufenthalt der Flüchtlinge protestieren. (Anm. Teresa Arrieta: Beispielsweise protestiert der Schützenverein, der nun aus Lärmgründen seine Schießübungen nicht ausführen darf). Die gespendeten Kleidungsstücke werden alle nochmals durchgeschaut und dann nochmal gewaschen, das ist so Vorschrift.  Seiner Information nach sind die angekommen Flüchtlinge, die sich im übrigen frei bewegen dürfen, Dauergäste für die nächsten 6 Monate und es wird kein ständiger Wechsel stattfinden. Daher kann er sich vorstellen, dass die zahlreichen Hilfsangebote, Zeit mit den Flüchtlingen zu verbringen, sehr gerne angenommen werden – er ist aber dafür nicht zuständig und verweist auf die Organisatoren, die ab morgen wieder dort sein werden.


Information der Stadtgemeinde zum Winterquartier für Kriegsflüchtlinge in Klosterneuburg hier klicken


Rundmail 9. Dez von Susanne Hammerl, die im Rathaus die Flüchtlingshilfe koordiniert

Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen des Herrn Bürgermeisters möchte ich mich ganz herzlich für Ihr Hilfsangebot bedanken. Die Betreuungsstelle Magdeburg würde im Moment folgende Dinge am dringendsten benötigen:

    • Schlafanzüge
    • Nachthemden
    • Jogginghosen/-anzüge
    • Winterbekleidung allgemein
    • Kinderbekleidung
    • Herrenbekleidung
    • Schuhe allgemein
    • Badesachen: Badehosen/Badeanzüge
    • Handtücher
    • Plaids, Kuscheldecken
    • Spielsachen
    • Wickelkommoden
    • Gitterbetten
    • Bettzeug ist derzeit genug vorhanden!

Sitzgarnituren und Kästen können in der Betreuungsstelle leider nicht angenommen werden. Die Spenden können ab Dienstag, den 9.12.2014

  • am Dienstags in der Zeit von 8 – 12 Uhr und
  • am Donnerstags in der Zeit von 14 – 18 Uhr
  • in der Betreuungsstelle Magdeburg, Magdeburggasse 9, 3400 Klosterneuburg abgegeben werden.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Mit freundlichen Grüßen

Susanne Hammerl

Stadtgemeinde, Stadtamtsdirektion
Rathausplatz 1, 3400 Klosterneuburg
tel 02243 / 444 – 415
fax 02243 / 444 – 296
e-mail hammerl@klosterneuburg.at
web: www.klosterneuburg.at

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