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14. Februar 2020 |

Mehr Frauen in die Politik


Wo bleiben die Politikerinnen in Klosterneuburg?

Eine Reflexion von Teresa Arrieta

Die Anzahl weiblicher Gemeinderäte wird in der nächsten Amtsperiode nicht nennenswert ansteigen. Der neue Gemeinderat setzt sich voraussichtlich aus 29 Männern und nur 12 Frauen zusammen. Fraktionen, die sich auf Bundesebene mit ihrem Einsatz für Chancengleichheit hervortun, erstaunen auf Kommunalebene mit NULL Frauenanteil – nämlich die NEOS und die SPÖ ( die Liste Hofbauer ist eine 1 Mann Fraktion). 

Steinzeitalter für Politikerinnen in Klosterneuburg 

Auch auf den 13 Fixplätzen der ÖVP sind nur 4 Frauen zu finden, das ist von Seiten der stimmenstärksten Fraktion ein Rückschritt ins Steinzeitalter. Die 5 neuen Vorzugsstimmenplätze der ÖVP wurden allesamt mit Männern besetzt. Nur bei FPÖ und PUK gibt es ein ausgeglichenes Verhältnis und bei den Grünen sind es erstmals sogar mehr Frauen als Männer mit 5:4 ! Mit einem Reißverschlussprinzip wären sämtliche Fraktionen hier gut beraten gewesen. Denn für uns als PUK war es klar, dass bei der Listenreihung nach ausgeglichenem Geschlechterverhältnis vorgegangen wird. In der Politik sollte das längst selbstverständlich sein, solange Frauen dermaßen unterrepräsentiert sind. Denn wer kann die Interessen der Hälfte der Bevölkerung besser vertreten, als eben diese Hälfte? Noch dazu, wo in Klosterneuburg sogar 58,2 % der Bevölkerung Frauen sind, findet auch meine neue Kollegin, die noch anzugelobende PUK-Gemeinderätin in spe Elisabeth Beer. 

Frauen bereichern die Politik

Denn wer nach dem Vorzugsstimmenprinzip vorgeht, vergisst, dass es Frauen aufgrund ihrer Mehrfachbelastung oft schwerer fällt, sichtbar zu werden. Immer noch stellt es für viele Frauen eine Hürde dar, sich in die erste Reihe zu stellen. Es ist herausfordernd, mit Familie Zeit für den Wahlkampf und den politischen Alltag zu finden. Trotzdem möchten wir Frauen ermutigen, den Schritt in die Politik zu wagen. Der Wandel muss von uns Frauen kommen, wir können nicht warten, dass die Männer uns einladen, denn das wird nie passieren. Wir können und sollen von unseren Partnern und Expartnern einfordern, ihren Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen. Wir brauchen Selbstbewusstsein und können lernen, öffentlich das Wort zu ergreifen, auch wenn wir wir unsicher sind, denn Männer tun das laufend, ohne sich viel dabei zu denken.

Der weibliche Blick

Denn Frauen bringen neue, wichtige Qualitäten in die Kommunalpolitik ein. Frauen sind mitunter sehr kreativ, haben oft Brüche in ihren Lebensläufen, sind es gewohnt, Wege abseits des Mainstreams zu beschreiten und haben mitunter einen sozialeren Blick aus eigener Betroffenheit heraus. Auch sind sie häufiger Benutzerinnen öffentlicher Verkehrsmittel, sind häufiger häuslicher Gewalt ausgesetzt, ärgern sich über eingeschränkte Kindergartenöffnungszeiten und zahlreichen Schließwochen in Kindergärten und Schulen, möchten ihren Kindern gerne viele Sportkurse anbieten und müssen ständig Mamataxi spielen, sind häufiger armutsgefährdet, sind häufiger alleinerziehend und Mädchen praktizieren oft Sportarten, die weniger stark von der Gemeinde subventioniert werden, wie mir in Klosterneuburg aufgefallen ist. Frauen tragen diesen sogenannten „invisible load“ mit sich, denken an alles, organisieren alles, managen einen Großteil des Familienalltags, leisten viel ehrenamtliche unbezahlte zivilgesellschaftliche Arbeit und erhalten auch im Job oft weniger Geld als Männer für die gleiche Leistung. All diese Themen bräuchten daher eine starke weibliche Vertretung und da habe ich Themen, die kinderlose oder auch ältere Frauen betreffen, noch gar nicht angesprochen – und natürlich möchte ich die Leistung vieler verständnisvoller, bemühter Männer und Familienväter hier nicht schmälern, doch heute rede ich einfach mal nur über Frauen. 

Frauen überparteilich stärken

Ich als PUK Vertreterin wünsche mir auch überparteiliche Fördermaßnahmen, um mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu begeistern sowie frauenfreundliche politische Arbeitszeiten. Wenn Ausschüsse aber teils zu Mittag stattfinden und Gemeinderatssitzungen oft bis in die Nacht dauern, ist es nicht einfach, Zeit dafür zu finden, aber an diesen Schrauben kann man drehen. Auch überparteiliche Rhetorikkurse und politische Schulungen wären wichtig und das überparteiliche Netzwerken unter Frauen sollte gefördert werden – leider gibt es bisher kaum parteiübergreifenden Zusammenhalt. Ich lade alle an Politik interessierten Frauen ein, mit uns aktiv zu werden, vielleicht auch projektbezogen, es gibt sehr viele Formen sich zu engagieren, auch beschränkte Zeitressourcen können viel bewirken. Unsere Stimmen und unsere Anliegen sollen noch viel klarer gehört werden!

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