Wald_Baustelle

Klosterneuburgs Stadtwald wird zum Wirtschaftswald

Schwerer Rückschlag für den Klosterneuburger Gemeindewald:

Die Nutzung bzw. Schlägerungen im Waldes zur Brennholzgewinnung, der sich im Eigentum der Stadtgemeinde befindet, wurde mit Mehrheitsentscheidung in der letzten Gemeinderatssitzung am 18.11.2022 bis zum Ende der Legislaturperiode 2025 beschlossen. Die bisherigen Erholungs- und Wohlfahrtsfunktionen werden herabgestuft und hinter die Bringung von Brennholz gereiht! Neue Forststraßen, zusätzliche Rückegassen, Veränderung des Waldbildes und langandauernde Sperren sind nun zur Brennholzbringung möglich! Eine naturverträgliche Bewirtschaftung mit klaren Spielregeln, ausgemachten Vorgaben und entsprechenden Ersatzmaßnahmen wurden dafür nicht in Aussicht gestellt!

Im Waldbewirtschaftungskonzept der Stadtgemeinde Klosterneuburg (welches mit Steuergeld finanziert wurde aber als Geheimnis in den Amtsstuben der Verwaltung lagert), stand bis vor kurzem die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion des Waldes gegenüber der wirtschaftlichen Nutzung (dem Stockverkauf) im Vordergrund. Der Wald wird bzw. wurde mit Schwerpunkten auf die Durchforstung überalterter Bestände und Dickungspflege bewirtschaftet. Auch hier kam es bereits immer wieder zu Missständen (Bewirtschaftungen standen im Konflikt mit dem Umweltschutz z.B. Arbeiten während der Vogelbrutzeit, Befahrung des Waldbodens mit schweren Maschinen bei Nässe etc.) – siehe dazu:

https://www.noen.at/klosterneuburg/stadtwald-klosterneuburg-forstarbeit-zur-brutzeit-klosterneuburg-reihergraben-umweltinitiative-wienerwald-stadtwald-klosterneuburg-147232821
https://klosterneuburg-naturschutzbund.at/tag/vogelbrutzeit/

Mit der Abstimmung bei der Gemeinderatssitzung am 18. November 2022 soll sich die prioritäre Erholungsfunktion des Stadtwaldes nun drastisch ändern!

In diesem Antrag von Umwelt-Stadtrat Dr. Edtmayer (Die Grünen) wurde die Erweiterung für das Bewirtschaftungskonzept des gemeindeeigenen Waldbesitzes beantragt. Darin ist vorgesehen, zukünftig auch den Verkauf von Brennholz in Form von Stockkäufen in das Bewirtschaftungskonzept aufzunehmen. Dadurch steht die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion nicht mehr im Vordergrund, da es durch die Stockkäufe zu vermehrten Bewirtschaftungsaktivitäten im Wald kommen wird, die zu Sperren von Spazier- und Wanderwegen führen werden. Auch das Waldbild wird sich mit dieser weitreichenden Entscheidung verändern!

Diese Priorisierung der Nutzfunktion für monetäre Zwecke (zum Abfedern der extremen Preissteigerungen bei Brennholz für die BürgerInnnen von Klosterneuburg), entspricht einem kompletten Paradigmenwechsel des Stadtwaldes. Dabei ist mittlerweile auch die Biodiversitäts- und Ökostystemfunktion monetär bewertbar!

Auch werden im Antrag in keinster Weise eine nachhaltige Durchforstung, keine Flächenentnahmen und eine Bedachtnahme von Brutzeiten festgehalten. Lediglich die Rücksichtnahme auf den Waldboden und Befahrung nur bei trockenen bzw. gefrorenen Bodenverhältnisse wird erwähnt. Wo bleiben da die Anliegen von Umwelt- und Klimaschutz? Wo sind die Vorgaben für einen klimafitten Generationenwald, der auch noch unseren Kindern und Kindeskindern eine Erholung und den Schutz vor der Klimakatastrophe bieten kann?

Ebenso fehlen dem Antrag Ausgleichsmaßnahmen zu dieser vermehrten Nutzung. Dabei könnte dzt. sogar mit Ausgleichsmaßnahmen monetärer Nutzen erzielt werden.

Vizebürgermeister Honeder versucht zwar zu beschwichtigen, dass sich die Bewirtschaftungsart nicht großartig ändern wird und wegen der budgetären Zwänge der Gemeinde keine zusätzlichen Forstwege entstehen werden, der Waldbewirtschaftungsplan und die Brutzeiten eingehalten werden, ob diese Worte allerdings umgesetzt und unabhängig kontrolliert werden, bleibt zu bezweifeln: im Antrag wird eine naturverträgliche Waldbewirtschaftung nie, dafür aber Änderungen umso zahlreicher erwähnt.

Die Bevölkerung braucht den Stadtwald als sicheren Erholungsraum und Klimaregulator.

Der einzige kleine Lichtblick: der Antrag wurde kurzfristig von den Grünen selber auf diese Legislaturperiode beschränkt und endet 2025 mit den Neuwahlen zum NÖ Gemeinderat.

Pressebericht:

https://www.noen.at/klosterneuburg/gemeinderatsbeschluss-fix-klosterneuburger-brennholz-aus-dem-gemeindewald-klosterneuburg-gemeinderat-klosterneuburg-gemeinderatsbeschluss-print-stefan-hehberger-345173073

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