MAN_Bus_Zuklin
8. Februar 2024 | ,

Aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Öffi-Verkehr von Klosterneuburg:

Beginnen wir bei den ganz kurzfristigen Herausforderungen. Derzeit kann die ÖBB auf der Franz Josefs Bahn ihren Zug-Taktplan nicht einhalten. Dazu gab es am 1.2.2024 ein öffentliches Statement der Bahn an alle Bürgermeister entlang der betroffenen Strecke.

NÖ Informationen zur Fahrplanänderungen 800, 810
Die Einschnitte und Reduktionen der Verstärkerzüge von und nach Wien sind wirklich schmerzhaft und wir hoffen als betroffene Gemeinde sehr, dass diese Einschränkungen spätestens zu Ostern wieder zurückgenommen werden können. Für mich als zuständigen Stadtrat für Mobilität war dieser „Canossa-Gang der ÖBB” eine logische Folge. Seit dem Spätsommer 2023 eskalierten die Verspätungen auf den R+S40 Kursen – Gehäufte Beschwerden per Telefon, mail und whatsapp waren die Folge. Eine dringliche schriftliche Anfrage über das Verkehrsministerium und den Verkehrslandesrat von NÖ (FPÖ) legte offen, dass die Performance der Bahn auf den betroffenen 5 Bahnhöfen von Klosterneuburg schlagartig und vorallem in den wichtigen Stoßzeiten nachgelassen hat und deutlich unter dem Österreich Schnitt gefallen ist. Hinter vorgehaltener Hand werden drei große Problemfelder bei der ÖBB genannt.
Verspätete und zum Teil nur schleppende Anlieferung von neuem, rollendem Wagenmaterial. Wohl noch aus der Corona Krise und den unterbrochenen Lieferketten wegen Lockdown-Zeiten. Für mich zum Teil verständlich, aber dann wieder doch nicht. Die auf der Franz Josefs Bahn eingesetzten Schnellbahngarnituren sind seit Jahren immer noch aus den 1980er Jahren. Mit solchen Garnituren bin ich schon 1985 auf der Stammstrecke zur HTL nach Wien gefahren. Hier wurde einfach viel zu lange mit Neuanschaffungen und Investitionen in die Mobilitätswende zugewartet.
Der zweite Hauptgrund ist, dass sich vor den ÖBB Zentralwerkstätten (so z.B. in Floridsdorf) das Wagenmaterial “stapelt”, weil die Werkstätten wegen Personalmangels nicht mit den Serviceaufträgen nachkommen. Ein Missstand, der wohl bis in die höchsten Manager-Ebenen nicht ohne Konsequenzen bleiben darf. Was um Gottes Willen hat man hier verschlafen?
Zuletzt und als dritter Problempunkt darf der schleppende bis fehlende Infrastrukturausbau gerade auf der Franz Josefs Bahn nicht unerwähnt bleiben. Die ÖBB fährt hier immer noch im Linksverkehr – eine echte Rarität im Bahnbetrieb, Aufzüge und barrierefreie Zugänge werden seit Jahrzehnten ignoriert und im Ausbauprogramm auf die lange Bank geschoben. Vor mehr als einem Jahr war bei einem Lokalaugenschein am Bahnhof Unterkritzendorf die Mängelliste lang: Fehlende Beleuchtung, alte und nicht befestigte Felgenzwicker als Fahrradabstellplatz für 4(!) Fahrräder, viel zu steile Rampen im Durchgang. Nichts ist zwischenzeitlich geschehen, was teilweise nicht einmal viel Geld gekostet hätte. Ganz von den nicht einmal 15 Stk. P&R Abstellplätzen beim wichtigen Verkehrsknoten am Weidlinger Bahnhof abgesehen. Man könnte hier direkt Plan- und Konzeptlosigkeit bei ÖBB vermuten.

Mittelfristige Öffi Herausforderungen: Stadtbus und Ersatz für das Stadttaxi bzw. den Mikro-Bedarfs Verkehr:

Der Stadtbus mit seinen 3 Linien hat sich in den letzten Jahren als verlässliches Standbein im Öffi-Verkehr neben seinem großen Bruder, dem Linien-Bus-Betrieb, etabliert. Mit rund 195.000 gefahrenen Kilometern und guten Auslastungszahlen ist der Stadtbus mehr als nur ein Schülerzubringer- oder Friedhofsverkehr. (Zur Erinnerung: der Stadtbus fährt auch an den beiden Feiertagen Allerheiligen und Leopoldi). Nein, der Stadtbus verbindet die Zentren Rathausplatz, Niedermarkt und Stadtplatz mit den beiden Hauptbahnhöfen Weidling und Kierling sowie die wichtigen Bildungseinrichtungen (Kindergärten, Schulen und Musikschule) und die Freizeiteinrichtungen Happyland und Strandbad. Ja, beim Stadtbus gibt es immer noch Optimierungs- und Verbesserungsmöglichkeiten und dazu sind die Bürger:Innen von Klosterneuburg aufgerufen, diese dem Ausschuss für Mobilität mitzuteilen. Als Beispiele möchte ich eine verbesserte Stations-Beschilderung mit einem Geh-Minuten Plan, einer Standard-Ausstattung wie Mistkübel, Sitzbank und Aschenbecher, sowie in unmittelbarer Nähe befindliche Radabstellbügel anmerken. Am wichtigen Herzstück darf aber meiner Meinung nach nicht gerüttelt werden. Alle 3 Linien haben in ihren Umlaufzeiten eine Gemeinsamkeit: Obere-Stadt mit dem Rathausplatz und Untere-Stadt mit dem Umstiegsknoten Niedermarkt im 10 Minuten-Takt miteinander zu verbinden. Ein Diskussionspunkt bei allen Überlegungen ist, ob der Stadtbus nicht auch einen niederschwelligen vielleicht auch Gratis-Zugang für alle in KLBG-Hauptgemeldeten haben sollte. Da derzeit eine Kündigung des Betreibers des Stadttaxis auf dem Tisch liegt, gibt es die Chance, dieses Thema im von mir geleiteten Ausschuss komplett neu zu denken. Das Stadttaxi (früher AST-Anruf-Sammel-Taxi genannt) soll die Lücke im Öffi-Verkehr schließen, wenn die Stadt-Bus um 19 Uhr und Regional-Busse um 22 Uhr ihr Betriebsende finden. Als Bring- und Holverkehr mit Anmeldung und Bedarf als Beispiel für den Nachhauseweg der Kinder nach Veranstaltungen am späten Abend bzw. Nacht. Oder als Zubringer zu einer Veranstaltung in der Babenbergerhalle oder nach dem Ende eines Heurigenbesuches. Immer gedacht als Verbindungsglied zwischen dem letzten/ersten Bahnanschluss und einem Ort im Siedlungsgebiet von Klosterneuburg. Das Lisa Taxi aus Tulln sei hier als Beispiel genannt (bedarfsorientiertes Mobilitätsangebot für Tulln: https://www.lisa-tulln.at/). Was neben der Stations- und Routenwahl für den Stadtbus gilt und für die Zustiegsstellen und das Buchungssystem für den Mikro ÖV und die Linienführung und den Takt der Regionalbusse, auf jeden Fall müssen diese in naher Zukunft mit Fahrzeugen betrieben werden, deren Antriebsart ohne CO2 Ausstoß auskommt!

Langfristige und große Herausforderungen des Öffi Busnetzes:

Die derzeitige Vertragsform mit dem VOR läuft bis Sommer 2026. Die Stadtgemeinde hat eine Vertragsverlängerungsoption bei gleichen Bedingungen bis 2028. In dieser Zeit werden aber die Abgas-Vorgaben der Europäischen Union auch für den ÖV schlagend. Nach 2025 angeschaffte Fahrzeuge müssen im Durchschnitt über 60% mit alternativen Antriebsformen ohne CO2 Ausstoß fahren. Mehr emissionsfreie Fahrzeuge dürfen es sein, aber eben nicht weniger. Somit treffen diese Vorgaben Klosterneuburg bei der nächsten Ausschreibung des Öffi-Bus-Verkehrs im vollen Ausmaß. Damit verbunden sind eine Vielzahl von weiteren Konsequenzen. Wie viele dieser emissionsfreien Fahrzeuge müssen angeschafft werden? Hier müssen die Steigungen von KLBG, die Anzahl der Umläufe, die Möglichkeiten der Ladestellen der Fahrzeuge und die notwendigen Reserven wohl überdacht sein. Vermutlich sind Grundstücke oder gepachtete Flächen notwendig, wo die Fahrzeuge zentral oder dezentral in den Ruhezeiten (nach)geladen oder betankt werden können. Zu diesen Flächen ist ebenfalls ein Zugang für Energie bereit zu stellen. Beim Stromnetz wird hier vom Zugang zur Mittelspannungsebene gesprochen, bei Wasserstoff sind Pump- und Speichermöglichkeiten einzuplanen. Das derzeitige Netz der Regionalbusse legt im Jahr rund 1,8 Mio. Kilometer zurück. Die Fahrgastzahlen sind erfreulich hoch und der Trend zeigt nach oben. Zum Beispiel fuhren auf der Linie 400 dem Verbindungs-Rückgrat im Jahr 2020 noch 1,36 Mio Fahrgäste, so waren es 2021 schon 1,5 Mio und 2022 über 1,7 Mio. Gäste. Ein starkes Zeichen, neben der Bahn den Menschen von Klosterneuburg auch die Busverbindungen zu ermöglichen, um die Alltagswege noch einfacher bewältigbar zu machen. Der Auftrag an den Ausschuss Mobilität und Verkehr ist daher für 2024 ganz klar: es muss auf allen Fronten mit Hochdruck an Ideen und Lösungen gearbeitet werden. Im Stadtbudget sind Vorkehrungen zu treffen, diese wichtigen Schritte für die Bevölkerung mit ausreichend Geld zu bedecken und die Finanzplanung auf diese Herausforderungen abzustimmen!

Reaktionen aus der Presse:

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