Gewalt an Frauen in Klosterneuburg – Darüber reden, sich wehren

Wenn dein Partner dich oder die Kinder bedroht, einschüchtert, schlägt, oder auf andere Weise misshandelt, wehr dich und wende dich an die Frauen-Helpline 0800 222 555 und in der Akutsituation an die Polizei (133). 

Wie viele Klosterneuburgerinnen werden von ihren Männern geschlagen, misshandelt, gedemütigt? Und wie viele wagen es, die Polizei zu rufen, eine Wegweisung des Täters zu verlangen? Wer erträgt die Torturen weitere Jahre, weil der Bekanntenkreis nichts erfahren darf, weil man nicht aus dem gemeinsamen sozialen Netzwerk herausfallen möchte? 

Plakataktion in Klosterneuburg

In Klosterneuburg lief soeben die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen„. Im Kampagnenzeitraum zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und dem Internationalen Tag für Menschenrechte fanden weltweit Aktionen statt. Die Soroptimistinnen Klosterneuburg und  ÖVP Stadträtin Eder haben eine Plakataktion mit einer Künstlerin initiiert. Das ist erfreulich zur Bewusstseinsbildung, doch das Problem ist brennend und es ist wäre wichtig, dass hier noch konkreter gehandelt wird. Gewalt gegen Frauen ist in Österreich ein Massenphänomen:  jede 5. Frau hat körperliche bzw. sexuelle Gewalt erlebt. Dieses Jahr wurden 32 Frauen in Österreich ermordet – das ist Europa-Rekord.

In Klosterneuburg rufen immer weniger Frauen die Polizei

Laut Polizei gibt es pro Jahr in Klosterneuburg zwischen 15 und 20 polizeiliche Wegweisungen eines Täters – ein gerichtliches Betretungsverbot kann die Folge sein. 2018 gab es bisher nur 8 Wegweisungen – die Polizei sieht diese Reduktion als positives Zeichen. Wenn jedoch im Durchschnitt jede 5. Frau betroffen ist, wie uns die Österreich-Statistik lehrt, ist wohl anzunehmen, dass viele Frauen gar nicht um Hilfe bitten. Daher muss man die sinkende Zahl in unserer Gemeinde eher als Alarmsignal denn als Zeichen einer positiven Entwicklung interpretieren. 

Frauen finanziell vom Mann abhängig

In wohlhabenderen Gemeinden wie Klosterneuburg ist der Ehemann mitunter finanzstark, gut vernetzt und man muss seine Reaktion fürchten: die Scheidung, wenn man es sich nicht mehr gefallen lassen möchte, kann sich mühsam gestalten. Beispielsweise denkt frau auch an den Freundes- und Bekanntenkreis: zu wem wird er halten? Immer noch schämen sich Frauen, die Gewaltopfer sind und werden beschämt. „Bürgerliche Frauen zögern besonders lang, bis sie um Hilfe bitten“, bestätigt auch Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins „Autonome österreichische Frauenhäuser„. Der Weg heraus aus einer Gewaltbeziehung ist hier oft besonders schwer, weil der soziale Abstieg eine weitere Konsequenz sein kann.

Bürgerliche Frauen leiden am längsten

In frauenpolitisch rückschrittlichen Zeiten wie der jetzigen geraten immer mehr Frauen in finanzielle Abhängigkeit von ihrem Mann. Die Mieten in Klosterneuburg sind hoch, eine Trennung will gut überlegt sein. Statt schönem Haus mit Garten ab jetzt Alleinversorgerin in kleiner Wohnung mit zwei Kindern? Wenn die Gemeinde mehr für leistbares Wohnen täte, wäre dies auch eine Präventionsmaßnahme für Gewalt an Frauen. In der Klosterneuburger Hundskehle leitet Renate Kromer die Familienberatungsstelle mit Schwerpunkt Scheidungsberatung, MindestsicherungsbezieherInnen und verhaltensauffällige Kinder. „Die von Gewalt betroffenen Frauen, die mich aufsuchen, werden immer jünger“, berichtet sie. Sie wünscht sich Sensibilierungsworkshops für jene Berufsgruppen, die hier Missstände aufzeigen könnten: LehrerInnen, KindergärtnerInnen, ÄrztInnen – auch im Krankenhaus.

Kürzung für Frauenberatung

Aber die ÖVP/FPÖ Regierung hat der Familienberatung österreichweit eine Million Euro gestrichen – davon sind auch die beiden Familienberatungsstellen in Klosterneuburg betroffen – die Beratungsleistungen wurden nun reduziert. Und in Wien gab es Kooperationen zwischen Interventionsstellen und Polizei. Das Innenministerium hat die Teilnahme der Polizei an dieser Präventionsmaßnahme nun ebenfalls gestrichen.

Mehr Sensibilisierungsmaßnahmen gefordert

Die österreichischen Gewaltschutzgesetze sind international vorbildhaft – was fehlt, ist Geld für Präventionsarbeit und der richtige Umgang mit den Tätern. Von Klosterneuburg aus gesehen befindet sich das nächste Frauenhaus in Mistelbach, also weit weg. Wer dorthin zieht, muss hier mit den Kindern seine Existenz aufgeben. Die Caritas bietet in Klosterneuburg zwar drei Notwohnungen für Menschen in sozialen Krisen, sie sind jedoch nicht für Gewaltschutz ausgestattet. Die niederösterreichischen Gewaltschutzzentren leisten gute Arbeit und begleiten bei Bedarf auch zu Gerichtsverfahren. Auch ich habe schon Drohungen und häusliche Gewalt erlebt und mich erfolgreich gewehrt. Ein behördliches Betretungsverbot ist weitreichend. In Österreich gibt es Hilfe und ein Neubeginn ist möglich.

Frauen-Helpline 0800 222 555
Akutsituation Polizeinotruf 133 

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